Die grosse Vollgeld-Illusion

Die grosse Vollgeld-Illusion

Alles werde besser, versprechen die Monetären Modernisierer beim Bewerben ihrer Vollgeldinitiative. Leider ist das Gegenteil der Fall – mit einer kleinen Ausnahme: Kontokorrentsaldi werden tatsächlich geschützt gegen Enteignung bei Bankeninsolvenz oder –sanierung. Bezüglich Kaufkraftverlust, Gebührenexplosion, IT-Fehler & -Pannen, Hackerattacken usw. ist auch Vollgeld genauso gut oder genau so schlecht geschützt wie heutiges Geld. Ausserdem ist eine Enteignung eines Sparkontosaldos oft erheblich umfangreicher und deshalb schmerzhafter für den Betroffenen. Ein solcher Verlust wird aber wahrscheinlicher, weil der Staat nicht mehr einspringen will: der Zahlungsverkehr sei ja sicher. Zu dumm nur, wenn die Gelder für den relevanten Zahlungsverkehr von den Spargeldern einer illiquiden Bank hätten überwiesen werden sollen. Ein Sparvorgang sei wie ein Darlehen an die Bank, da müsse halt jeder Sparer die Verantwortung der guten Wahl selbst tragen, meinen die Vollgeldwerber. Doch wie soll der Sparer im Dickicht des Finanzdschungels die „gute Wahl“ treffen können?

Weil Geld auf dem Kontokorrent neu ebenfalls „gesetzliches Zahlungsmittel“ werde, ist anzunehmen, dass dem Kunden bald einmal das Recht auf kostenloses physisches Bargeld und dessen kostenlosen Ersatz bei Abnützung abgesprochen wird – so wie auch die physische Form bei den Aktien und Obligationen immer teurer und oft auch gar nicht mehr angeboten wird. Ade letzte Freiheit.

Kreditzinsen werden teurer, Kontospesen auch – schon wegen den geringen Ausweichmöglichkeiten. Wenn die Geldmenge ausgeweitet werden soll, muss die Zentralbank nicht mehr Banken mit günstigen Zinsen zu Kreditvergaben animieren. Neu kann sie das ganz einfach durch Kreditgeldschöpfung an den Staat. Doch weil niemand etwas mit Staatsschulden zu tun haben will, darf man das Kind nicht beim Namen nennen. Das von der Zentralbank geschöpfte Kreditgeld bekommt deshalb den Wohlfühlnamen „Seigniorage“ das dem Staat „schuldfrei“ zugehalten wird. Falls dann das „unbefristete“ und „ewige“ Geschenk doch vor der Zeit gekündigt werden muss, weil die Geldmenge wegen Wirtschaftseinbruch, Währungsproblemen oder beschleunigten Geldumlaufgeschwindigkeiten oder anderen Gründen überbordet und darum korrigiert werden soll, dann wird man sich wohl eine mindestens ebenso gut klingende Steuer einfallen lassen müssen um Teile des „Geschenkes“ wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Oder man akzeptiert den Geldverzehr durch Inflation. Dann wäre das „Geschenk“ allerdings sicher eines, das man besser nie angenommen hätte. Eine wahrlich schöne Bescherung!

Die laufende „Seigniorage“ für die allfällige neu zu schaffende Geldmenge, würde die Zentralbank gemäss Prognose des Wirtschaftswachstums an den Staat geben. – Also wider Versprechen doch keine Absage an den Wachstumswahn! – Der grosse Brocken wäre die Umstellungs-Seigniorage, denn diese würde – verteilt auf 5 – 15 Jahren – dem Staat eine Geldflut von beträchtlichen Milliarden bringen. Eine gewaltige Verlockung und Verführung für viele, um weitere sozialschädliche Geld- und Steuerpolitiksünden zu begehen. Nach Ablauf der Umstellungszeit wäre dann leider ausgeträumt und der Staatshaushalt müsste plötzlich ohne bedeutenden „Geschenkesegen“ auskommen. Teure, schnell wachsende Bankkredite statt gesunde, sozialgerechte Steuer- und Geldpolitik würde dann anstehen. Also doch nur ein kurzer wilder Traum vom Staat ohne Bankschulden, der ein überaus schmerzliches Erwachen bringen würde.

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28 Gedanken zu “Die grosse Vollgeld-Illusion

  1. Ihre Kritik an der Vollgeldreform teile ich. Es gibt jedoch einen starken Grund für Vollgeld. Dieser Grund ist eine weitere Reform zu Humanen Geld, für die das Vollgeld Voraussetzung ist. Dieses humane Geld ist sehr gut erklärt auf http://www.medianus.at

    • Sehr geehrter Herr Panhuber

      Gibt es humanes Geld oder gibt es kein humanes Geld? Das ist hier die Frage!
      Geld ist immer vom Menschen – also human – erfunden und daher menschlich: https://de.wikipedia.org/wiki/Human

      Es kommt also immer auf die Sichtweise an.
      Wenn human = lieb, nett, so ist es Geld wohl kaum.
      Wenn human = von Menschenhand erschaffen, so ist es Geld sehr wohl…

      Es gibt nichts, was Geld human (= lieb, nett) machen könnte, weil Geld schlicht und einfach
      ein Mittel zum Zweck
      ist.

      Jegliche wirtschaftliche Tätigkeit benötigt eine Vorfinanzierung. Daher ist Geld auch immer eine Schuld (es sei denn, es handelt sich um Warengeld). Wäre Geld keine Schuld, so wäre es auch keine Vorausfinanzierung. Allerdings ist es UNmöglich mittels Warengeld Vorausfinanzierung zu betreiben, weil sonst dasselbe Warengeld mehreren Personen gehören würde, was schlicht und einfach unmöglich ist, denn erst und genau dann entsteht eine Schuld!

      Da Geld eine Schuld ist, muss sich der Mensch verschulden, um überhaupt eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben zu können. Das wird Ihnen jeder Unternehmer bestätigen. Ebenso benötigt jede Staatsgründung zum Voraus Geld, also eine Schuld. Genau daher ist noch jeder Staat zerbrochen! Wer diese Zusammenhänge nicht erkennt, verläuft sich im Nirgendwo und propagiert einen Glauben, eine nicht nachvollziehbare Irrlehre, statt eine Wissenschaft.

      Daher ist Ihre Begründung schlicht und einfach nicht gut recherchiert, schlecht analysiert und ein Widerspruch in sich selbst.

      Herzliche Grüsse

      Ouroboros

      • @ Stefan Freichel

        Die Monetative gibt dem Staat, d.h. den Mächtigen, alle Macht und beruht auf den unhaltbaren Theorien eines gewissen Karl Marx. Die Folgen seiner Theorie sind bekannt. Daher erübrigt es sich, darauf einzugehen.

    • Dieser Link führt auf eine religiöse Seite. Bereits im ersten Satz wird das Dogma Geld = Schuld quasi als Naturgesetz hingestellt, womit eine ehrliche Diskussion mit Denkern, die sich von diesem Dogma befreit haben, unmöglich wird. Da weist ein Gläubiger einem Atheisten nach, dass er kein Dorf ohne Kirche bauen kann.
      Zeitverschwendung.

      • Hallo Martin

        Naja, wenn man buchhalterisch-mathematisch klare Tatsachen als Religion hinstellt, dann lasse ich Ihnen Ihre seltsame Meinung gerne. Man merkt sehr gut, dass Sie hier einprogrammierte Vorurteile posten. Aber die verlinkte Webseite haben Sie mit 100-%iger Garantie nicht studiert.

        In diesem Sinne: Verbreiten Sie weiter Ihren Glauben – Sie haben ja schliesslich Religionsfreiheit.

        Höfliche Grüsse
        Ouroboros

      • @ Martin

        Sie dürfen ohne weiteres GLAUBEN, dass Sie gegenüber jemandem ein Guthaben besitzen, ohne dass Ihnen dieser Jemand etwas schuldet. Das nennt man Religionsfreiheit!
        PS: Vielleicht verraten Sie mir auch noch, wie das geht???

        Höfliche Grüsse + danke im voraus
        Ouroboros

  2. Gegendarstellung zur Vollgeld-Werbung

    Je grösser die Missstände, desto desolater der Wunsch nach Veränderung. In der Verzweiflung wird so mancher Strohhalm als Rettungsring angesehen. Genau solche Reaktionen sind nun im Zusammenhang mit der Initiative zur Vollgeldreform zu beobachten.

    Wer wollte das nicht, die Geldschöpfung ganz in die Hand des Staates legen? Es klingt alles ganz logisch und überzeugend, was die Vollgeldwerber für ihre Reform ins Feld führen. Aber ist es auch wahr? Können die goldenen Versprechen gehalten und die geschürten Hoffnungen erfüllt werden? Sind die angepriesenen Veränderungen sinnvoll?

    Vollgeldreformer wollen etwas gegen überschiessende und unterschiessende Giralgeldschöpfung unternehmen und zementieren mit ihrer Lösung den Wachstumswahn.

    Vollgeldreformer wollen Staatsschulden abbauen, sehen aber nicht, dass der Schuldenabbau nur während dem Übergangs-Eldorado gelingen könnte, danach aber die Weichen so gestellt sind, dass sich der Staat erst recht teuer verschulden müsste.

    Vollgeldreformer meinen, dass Dank zinslos ausgegebenem Geld (zinslos wäre lediglich die Erstausgabe!) die ganze Volkswirtschaft günstiger werden würde und sie übersehen dabei, dass es hauptsächlich die Gewinnmaximierung ist, welche Güter und Dienstleistungen ungebrochen verteuert.

    Vollgeldreformer meinen, Bankenpleiten auf dem Buckel von Sparern seien sozialer als auf dem Buckel des Staates. Und sie übersehen, dass so der Schwarze Peter nach wie vor nicht bei den Schuldigen und Profiteuren landet.

    Wer sucht und untersucht, der findet zahlreiche Haken an der Vollgeldreform.

    • Sehr geehrte Frau Varga
      Darf ich Sie auf die folgenden Seiten hinweisen? Sie kann Ihre Argumentation nicht bloss vertiefen, sondern zeigt auch die wahren Probleme des bestehenden Systems auf. Die Vollgeldinitiative ist zu vergleichen mit einer solchen, die verlangt, dass Wasser in Zukunft gefälligst aufwärts zu fliessen habe. Die Initianten sind dermassen verbohrt, dass sie lieber die Schweiz ruinieren, als Kritik unvoreingenommen zu prüfen und das Geldsystem von Grund auf zu studieren. Es beängstigt, dass diese Professoren, die da mitmachen, weiterhin Vorlesungen halten können. Die haben vom Geldsystem so viel Ahnung wie eine Kuh vom Eislauf. Aber das soll ja vorkommen, wenn man das ganze Leben nichts anderes gesehen hat als Klassenzimmer und wenn man das ganze Leben nur auf Staats- und Elternkosten gelebt hat: Weltfremdheit und keine Ahnung, woher das Geld überhaupt kommt. Denen könnte einmal harte körperliche Arbeit sehr erhellend sein. Aber vermutlich kann man sie auch da nicht brauchen. Tragisch, dass die Leute dann auch noch meinen, die würden es ja wohl wissen. Aber selber einmal der Sache nachzugehen, ist von den meisten leider zuviel verlangt.
      Zum Geldsystem:
      https://sites.google.com/site/geldsystemfolien/home
      Zur Vollgeldinitiative:
      https://sites.google.com/site/vollgeldinitiative/
      Alles ganz kompakt aufbereitet und auch für Laien leicht nachvollziehbar. Nur müssten sie das halt dann eben auch mal lesen, statt der Hirnwäsche aufzusitzen und schliesslich in einen brutalen Krieg zu schlittern. Was die Vollgeldler anbelangt: Nachplappern ist nicht schwer, selber studieren dagegen sehr.
      Freundliche Grüsse
      Oeconomicus criticus

  3. PS: …eigentlich sollten keine Genehmigungs-Schleifen nötig sein … Sorry für die technischen Unebenheiten bei der WordPress-Benutzung… Ich muss gelegentlich die technischen Einstellungen optimieren…

    An minglingmike und andere Interessierte:

    A2) Das Risiko: „Geschenke am falschen Ort“ sehe ich deshalb, weil in einer neoliberal tickenden Gesellschaft auch laufend neoliberal wirkende Gesetze geschaffen werden – auch aus harmlos oder gar „gut“ klingenden Verfassungsartikeln. Darum finde ich es verheerend, wenn dem Staat der „Seigniorage-Kreditbetrag“ fast im Umfang der Geldmenge aufgedrückt wird. Im Erläuterungs-Dokument der Vollgeldinitiative http://www.vollgeld-initiative.ch/erlaeuterungen.html steht verführerisch: „In den jährlichen Budgetplanungen beschließen das Parlament oder das Volk inwieweit diese Mehreinnahmen jeweils für Schuldentilgung, zusätzliche öffentliche Projekte oder Steuersenkungen verwendet werden. Neu geschaffenes Geld kann auch direkt als Bürgergeld an die Bevölkerung verteilt werden.“ – Unsere Gesellschaft braucht aber nicht mehr Geld am falschen Ort (!), sondern endlich eine sehr gezielte korrigierende Rückverteilung: Spitzen brechen, Nöte verhindern. Das monströse Geschenk besteht darin, dass schon wieder ein Weg gefunden wurde, um die Spitzenvermögen nicht antasten zu müssen…

    Nein, „monströse Geschenke“ gemäss Ihrem Interpretationsversuch, werden nicht an die Banken gemacht. Die Giralgeldmenge der Bankkunden werden bei der Umstellung NICHT den Banken abgekauft, sondern die Banken müssten die Forderungen statt an die Kunden, an die ZB zahlen. Alles Geld und alle Versprechen auf Geld und alle Gesetze und alle Vollzüge stammen von „uns“! Nur dass eben beim „wir“ nicht alle Interessen gleich vertreten sind.

    b) Macht der illusionen und Hoffnungen. Geld und Casino lässt sich nicht trennen, gewöhnen Sie sich an den Gedanken. Es ist eine „Fata Morgana“ zu glauben, dass mit der Vollgeldreform das Casino und andere Risiken nicht mehr auf die Volkswirtschaft durchschlagen könnte. Joseph Huber gibt das zum Glück im Grossen und Ganzen auch sehr schön zu. (diverse youtubes).

    c) man beachte auch hier die Erläuterungen der Vollgeldinitiative: „…zusätzliche öffentliche Projekte…“ – Ich unterschätze die Relevanz von Vollgeld nicht, sondern ganz im Gegenteil glaube ich, dass im Vollgeldsystem der Neoliberalismus noch weiter entfesselt wird. Ich befürchte sogar, dass ich die grössten Risiken noch gar nicht gefunden habe (Zusammenspiel Geldsystem, Ausland, Wertschriften und Vermögensübertragungskreisläufe). Unbestritten lauern auch heute zahlreiche Gefahren und Risiken. Leider löst das Vollgeldkonzept das falsche Problem und verursacht viele neue.

    Angriff auf das Multiplikatormodell ist ungerechtfertigt. Das Verrechnungssystem ist effizient und vernünftig. Wenn es das noch nicht gäbe, müsste man es erfinden.
    C1 Nein, Reserve wird nicht immer erst im Nachhinein geholt. Und wenn, wäre es effizient und gut. Heute ersticken die Banken an (ungenützer) Reserve: SNB Bilanz 11.2013: 318 Mrd ! (Teil von M0). Der Multiplikator ist gewaltig geschrumpft. Übrigens: nicht, weil die Banken weniger Kredite vergeben, sondern wegen der EURO-Politik der SNB.
    Anschauungsbeispiel: Ich schulde Max CHF 11’000.-, Max schuldet mir CHF 10’000.-, Am Tag der Abrechnung geben ich Max CHF 1000.- und wir sind beide schuldenfrei. Niemand kann behaupten ich hätte meine CHF 11’000.- nicht geleistet und Max seine CHF 10’000.- nicht.
    So funktionieren Verrechnungssysteme und so funktioniert auch das fraktionelle Reservesystem.
    Egger bei Bank-A überweist CHF 11’000.- an Tobler bei Bank-W und Tanner bei Bank-W überweist CHF 10’000.- an Egli bei Bank-A
    dann muss zwischen Bank-A und Bank-W nur CHF 1000.- «fliessen», der Rest wird intern verbucht.
    Das ist nichts Skandalöses und Schlechtes sondern das ist effizient.

    C2) JA, es gehört zur Aufgabe der Bank, dass sie nicht überbordend Geldversprechen verbuchen. Wissen Sie von Fällen, wo ohne Sicherheiten grosse Kreditsummen von Schweizerbanken vergeben wurden? – Das Problem „zu wenig Geldmenge“ jedenfalls ist ja meist ein Scheinproblem, weil das Geld am falschen Ort ist und deshalb eine unvorteilhafte Umlaufgeschwindigkeit hat, die wirkt, wie wenn die Geldmenge zu klein wäre.
    C3) „Die Spitze der Pyramide ist theoretisch offen“ schreibt das Papier http://docs.banken-in-die-schranken.net/de/Wie_Banken_funktionieren.pdf . Detailliert steht: „Dieses Modell behauptet, dass die Geldmenge nicht unkontrolliert wachsen kann, weil an einem bestimmten Punkt die Spitze der Pyramide erreicht ist. In Wirklichkeit kann die Geldmenge aber weiter wachsen.“ – Joseph Huber ist realistischer: Er beschreibt in seinen Videos https://www.youtube.com/watch?v=-rSHH47jEpA (Teil 1 und 2) sehr schön, das Kreditvergabe von der Nachfrage abhängt. Nachfrage liesse sich durch den Staat durch Steuer- und Steuerabzugspolitik beeinflussen  – d.h. VGR ist völlig unnötig. Und Zaubern können Banken auch nicht, denn wie bei Max und mir (Punkt 1), muss die Verrechnung aufgehen, auch wenn wir noch so wenig Geld zwischen uns her schieben.
    D3) JA, ZB-Kredite – ausser der „Seigniorage“ an den Staat – sind im Vollgeldsystem Ausnahmen. Gerade darum werden Kredite für alle Kreditsucher erheblich teurer. – Ich habe mich mit den Basics (Werbesprüche) längst vertraut gemacht und musste feststellen, dass Situationen immer nur aus einem bestimmten Winkel beleuchtet wurden, so dass die Gesamtzusammenhänge verzerrt dargestellt werden. Darum mutierte ich vom Vollgeldfan (2011) zur Vollgeld-Gegnerin  (sehr bald nach den ersten vertieften Betrachtungen über Chancen & Gefahren)

    Bezüglich dem MoMo Zitat „Bei unserem Ansatz geht es darum, das hergebrachte staatliche Geldregal, also das Vorrecht, neues Geld in Umlauf zu bringen, wieder herzustellen und dafür die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken zu beenden. Die Zentralbanken werden hierbei aufgestuft zur unabhängig gestellten Vierten Staatsgewalt, eben zur Monetative, der die Ausübung der Geld- und Währungshoheit obliegt.“ – Man kann das auch ganz anders sehen: heute gibt es eine herrliche Aufgabenteilung. Die ZB schöpf Zentralbankengeld, das mit guten Papieren besichert ist, die Geschäftsbanken schöpfen „Versprechen auf ZB-Geld“, welches in der Regel einzig bei Kontoüberzügen und allenfalls Konsumkrediten mit nur wenig Sicherheiten auskommt – meist verlangen die CH-Banken gute Sicherheiten für ihre Kreditvergaben. Ich empfinde es als eine gute und faire Lösung, wenn die M1-Geldmengen-Schöpf-Kreditlast auf verschiedene Marktteilnehmer verteilt ist statt die Last von M auf den Staat zu legen. Vor allem wenn wir auf eine Zeit zu steuern, in der Geldmengenschrumpfung dann plötzlich zum Gebot wird. – Das Vollgeldkonzept lenkt extrem von den wirklichen Problemen ab. –

    f) „Staatsschulden wachsen“ – schade, dass Sie sich das Szenario nicht vorstellen können. Natürlich stuft Joseph Huber die überbordende Staatsverschuldung eher als „unwahrscheinlich“ ein. Doch um seine Glaubwürdigkeit im Fall der Panne (….was versprach man nicht alles zur Titanic…) nicht einzubüssen, macht er heute schon das Geständnis. Für neue Leser hier deshalb nochmals die Schlüsselstelle von J.Huber & J. Robertson „Geldschöpfung in öffentlicher Hand“ auf S. 46: „Wenn die Schrumpfung der Geldmenge zu einem geldpolitischen Ziel würde, dann hätte eine reformierte Zentralbank die Aufgabe, die Emission von neuem Geld über eine gewisse, wahrscheinlich mehrere Jahre andauernde Zeitspanne zu verlangsamen, ganz zu stoppen, oder schliesslich sogar über Steuern eingenommenes Geld vom Konto der Regierung zu absorbieren. Dies wäre faktisch dann doch eine Tilgung von Teilbeträgen der ausstehenden Geldmenge.“ – Denkaufgabe an die Leser: wie kommt dann der Staat zu Geld? – Wenn die Geldmenge aus politischen Gründen nicht geschrumpft werden will, drohen Inflation. Wenn die Geld & Vermögen & Handlungsmacht weiterhin derart ungleich verteilt bleiben, drohen noch mehr Ausbeutung der Schwächeren. Ist das die Richtung, in die wir marschieren sollen?

    i) Lieber minglingmike, Sie scheinen ein grosser Vollgeld-Fan zu sein. Doch immerhin interessieren Sie sich auch für Details. Ich freue mich, wenn Sie ab und zu doch auch die Pferdefüsse statt nur die Rosinen entdecken werden.

    „Die Elite kann’s, wir auch“ – Schön wär’s ! s. oben „…weil in einer neoliberal tickenden Gesellschaft auch laufend neoliberal wirkende Gesetze geschaffen werden“ … es kommen heute schon viele unter die Räder. Das Vollgeldsystem hat das Potential, die Zahl der Opfer und der Härte noch zu erhöhen.

    Sie interpretieren leider falsch. Es gilt eben gerade nicht: „Geldschöpfung reparieren, Klassenkampf kann warten!“ – Sondern „Klassenkampf hier und jetzt und sofort, darum keine Veränderungen zulassen, die in die falsche Richtung gehen. Was gut ist bewahren, und was schlecht ist endlich angehen und nicht mit so einem Pseudogeschenk wie einen „Seigniorage-Kredit“, von den anstehenden Aufgaben ablenken. – Gehen Sie in sich und fragen sie sich: leiden die Menschen, weil das Geld von der falschen Seite her kommt, oder leiden die Menschen, weil das Geld an der falschen Stelle versickert? – In meinem Weldbild klar das letztere – obwohl „aufsaugen nach oben“ statt „versickern“ bezüglich „Ortung“ noch treffender wäre…

    „Wer hat’s erfunden?“: „based on ideas“ ist eben doch nicht jene Idee, die zur Zeit von MoMo beworben wird. Zwischen Joseph Hubers Monetärer Modernisierung und Irving Fisher gibt es gewaltige Unterschiede. Irving Fisher wollte ein 100% Reservesystem (via M0 müssen alle Versprechen auf ZB-Geld abgedeckt werden – also ein Verrechnungsverbot). MoMo will das 0 Reservesystem: M soll nicht mehr direkt abgesichert werden. Die Sicherheit besteht nur noch indirekt via der prognostizierten BIP Leistung. – Klaus Karwat stützt sich jedenfalls auf das Joseph Huber Vollgeldkonzept https://www.youtube.com/watch?v=p3PTICZkWHo – wieviel an dem Konzept von Joseph Huber von Kollegen wie James Robertson stammen entzieht sich meinem wachsamen Auge 😉

    VGR Ablehnung wegen „auf den ersten Blick harmlose Auswirkung im Atlas der Umverteilung!“? Nein, der wichtigste Grund warum ich gegen Vollgeldreform bin und gegen das neoliberale bGE, ist, dass diese Konzepte zuckersüss vorgeben, gutes & wichtiges zu leisten, dabei bringen sie viel Schlechtes. Am schlechtesten: sie sprengen einige der letzten Ketten des Neoliberalismus.- Ich bin dafür, dass wir jene Probleme angehen, die wir haben: Geld & Vermögen & Handlungsmacht ist (zunehmend) zu ungleich verteilt. VGR und das neoliberale bGE wirken dabei. Kontraproduktiv.

      • „Wahrheit sagen“ ? … ich habe grosse Mühe, Wahrheitsliebe bei den Vollgeldwerbern zu entdecken, denn statt technischer Aufklärung und Aufklärung über Folgen und Nebenwirkung wird das „Banking“ beschrieben, wie wenn ein Zauberer auf der Bühne stehen würde, und TATSÄCHLICH Kaninchen aus seinem Zylinder hervorholen würde, wo vorher keine Kaninchen waren. Und dann wird gesagt, „was für ein Skandal ! Diese Zauberer überhäufen uns mit Kaninchen, die es eigentlich gar nicht geben dürfte“. – Die Vollgeldwerber, lenken bewusst oder unbewusst davon ab, dass der Zauberer auf der Bühne nur seine redliche Arbeit macht und extrem viele und gute Vorbereitungen treffen muss, damit das Publikum zu seinen Kaninchen kommt und das Ganze aussieht wie Zauberei – … wie „aus der Luft“ !… – „Wahrheit sagen“ jedenfalls klingt für mich ganz anders! Und die Unredlichkeit muss man an ganz anderen Stellen (Steuerpolitik) suchen.

  4. 1) Meine ablehnende Haltung entstand wegen folgenden Punkte:
    a. Ungleichverteilung wird schlimmer
    b. Steuergesetze & Regulierung werden nicht korrigiert (Finanzmarkt, Schulden für Spekulation, Gigavermögen, Handlungsmacht)
    c. Tüchtig weiter mit Wachstumswahn
    d. Kostentreiber
    e. Vorbereitungen zur Bargeldabschaffung
    f. Staatsschulden wachsen – sowohl die „zinslosen“ (sofort) als auch die zinspflichtigen (nach Übergangszeit) – im schlimmsten Fall bis zum Staatsbankrott mit folgender IWF-Machtübernahme
    g. Sparkonto unsicherer und ohne Staatsrettung
    h. Sparkonto Zugang erschwert: Haltefristen
    i. Selbstheilung der Geldmenge vernichtet (keine automatische Schrumpfung bei Rückzahlung)
    j. Transparenzverlust – „kreative“ Buchführung
    d.h. die Vollgeld-Reform verläuft in die falsche Richtung und macht heutige Probleme noch grösser, statt sie zu beheben. Die Kontokorrent-„Sicherheit“ gegen bail-in ist da lediglich eine Rosine, die an Süssigkeit verliert, spätestens sobald die Inflation zuschlägt. Kurz: Viele Nachteile gegen eine Scheinsicherheit.

    2) Vollgeldwerber behaupten, die Geldmenge könne nur durch eine Monetative gut gesteuert werden. Das ist falsch. Der Staat (via Steuerpolitik i.A. und via Schuldenabzugsmöglichkeiten im besonderen) könnte erheblich mitsteuern. Da müsste man endlich ansetzen.

    …. Eine ausführliche Dokumentation von mir wird noch folgen 🙂 … die Powerpoint-Doku ist ein erster Einstieg in Diskussionen rund ums Geld und rund um die fragwürdige Vollgeldreform.

    • a (Begründet mit f?) Siehe 2. von heute 18:55.
      Vollgeld-Reform (VGR) eliminiert eine der jetzigen Ursachen für das Ausweiten der Wohlstandsschere…
      (Darum „Ursachen- statt Symptombehandlung“.)

      b
      In der Tat bringt VGR nicht mehr Regulierung. Sie macht sogar längerfristig einen Grossteil davon überflüssig.

      c Verbindung zu i?
      VGR lässt offen, ob man Wachstum möchte oder nicht.

      d (mit f verwandt?)
      Kontoführung und…

      …e
      Bargeld
      Beides möglich. Kostenaufstellung?

      In Ihrem Bild gibt es Hacker, aber keine Bargeldfälscher. (Und bemerkenswerterweise auch keine Steuerhinterziehung mit Bargeld und Aktien…abgesehen von dem wiederkehrenden Ruf nach Steuergerechtigkeit, was wie gesagt die VGR nur am Rande tangiert. Frage: Nutzen Sie das nur für irrelevante VGR-Miesmacherei, oder engagieren Sie sich auch handfest, z.B. beim Tax Justice Network?)

      g+h richtig
      Diese sind nach VGR Anlagen, wo der Kunde eine informierte Entscheidung treffen soll. Eine Entscheidung, nach der man ihn legitim für das Risiko verantwortlich machen kann, und nicht die Allgemeinheit.

      j
      Gute Wortwahl: „kreativ“ im Sinne von „erschaffen/Geldschöpfung“.
      „Intransparent“ stimmt insofern: die neue SNB/Monetative hält seine Karten nach wie vor eher bedeckt.

      Ich hoffe, Ihr angekündigtes Werk widmet sich ausführlich dem Thema Geldschöpfung, und was heute daran (nicht) stimmt. Seite 5 Ihres PDFs (Prosa) ist ein guter Anfang, würde ich aber mit meinem Blut unterschreiben.
      Hier ist meine Prosa-Liste http://vollgeldspiegel.wordpress.com/warum-falsch/

      Ihre, oder die zu-erwartende Uni-Studie täte gut daran, die heutige Geldschöpfung prinzipiell zu verteidigen, neben der wichtigen Behandlung von VGR-Problempunkten.

      Ich hoffe, Sie studieren die Fakten besser als die „Werber“, die Sie so gerne über einen Kamm scheren. Wenn ich deren Material vertretbar fände, hätte ich meinen Blog vollgeldspiegel nicht unter Eigenregie aus dem Boden gestampft. Ganz nebenbei erwähnt scheint Ihnen vielleicht entgangen zu sein, dass in den neueren Produkten aus dem Hause vollgeld-initiative.ch das Wort „Monetative“ nicht einmal vorkommt. Sie vertrauen auf die jetzige Infrastruktur und die Unabhängigkeit der SNB.

      Alles Gute für Ihre Arbeit an dem angekündigten Werk, mit Ihrer „Kernkompetenz“, die da u.a. „grosses persönliches Interesse an sozialgerechter Gesellschaft“ ist, und vergessen Sie nicht, nebenher auch Zeit zu finden für den Genuss von dem, was „unbezahlbar wertvoll, jedoch gratis oder günstig ist.“ (2xPDF) ist.

    • Gerne hole ich heute schon ein wenig aus, bevor ich mein grosses Dokument „Analyse Vollgeldkonzept“ veröffentliche:

      a) Mehr Ungleichverteilung: a1) Weil bei bankrott noch mehr die Sparer statt die wahren Nutzniesser der Infrastruktur zur Kasse gebeten werden. A2) Weil dem Staat die Initial- und evtl. laufende „Seigniorage“ zufliesst und dadurch Steuergeschenke gemacht werden können – die anteilsmässig kaum dem Geringverdiener zukommen. Viel wichtiger wäre dagegen der längst fällige dringende korrigierende Rückfluss von zu viel angehäuftem Geld & Vermögen. Durch den Geld“Segen“ gerät dies abermals in Vergessenheit. Die Wohlstandsschere geht eben gerade nicht wegen der Kreditgeldschöpfung der Banken immer weiter auf, sondern wegen 1. falscher Steuerpolitik 2. Zunehmend eingeschränkten Schutzrechte von Schwächeren im In- und Ausland.
      b) Weniger Regulierung durch VGR? – Falls dies überhaupt zutreffen sollte – was ich arg bezweifle -wäre weniger Regulierung kein Vorteil, wenn es „weniger Schutz für Schwächere“ bedeutet.
      c) Weiter mit Wachstumswahn: Knappe Geldmenge soll gemäss Vollgeldwerbern die ZB ausgleichen durch „Seigniorage“ an den Staat. Wachstum soll sie prognostizieren und im Sinne der Prognose soll die Zusatzgeldmenge an den Staat (Steuergeschenke an Superreiche? Superprojektaufträge an Grossunternehmen?) ausgeschüttet werden. – Wie sollte man im VGR-System erwarten, dass ein Volk je bewusst eine Decroissance organisieren wollte, wenn das heisst, dass eine Negative-Seigniorage (via Asozialer MWST?) erhoben werden müsste, die dann von der ZB „absorbiert“ werden würde?
      d) Kostentreibend: d1) wenn auch Sichtguthaben ein „gesetzliches Zahlungsmittel“ sind, warum sollte man dann Bargeld noch „gratis“ ausgeben und die Kosten nicht auf die nostalgischen „Verursacher“ abwälzen? (siehe Entwicklungen zu den physischen Aktien!) d2) Die ZB muss ihre Kredite nicht mehr zu Tiefstzinsen vergeben, wenn sie die Wirtschaft ankurbeln möchte. D.h. Banken werden mehr Geldbeschaffungs-Kosten haben und diese Kosten werden auf Kreditnehmer abgewälzt. D3) der Zahlungsverkehrs- und Aufbewahrungservice via Geldkonten bietet gute Aussichten auf Gewinnmaximierung. Welche Ausweichmöglichkeiten hätte denn ein Bankkunde?
      e) Bargeldabschaffung: wie bei d erwähnt, wäre Bargeld nicht mehr das einzige „gesetzliche Zahlungsmittel“. Es könnte via Kostenpolitik der ZB noch mehr verdrängt werden. Irgendwann wäre auch der politische Widerstand gebrochen: Wenn ja eh nur noch so wenig Bargeld kreist, kann man es ja auch gleich ganz abschaffen. Die Folgen von solchen Schlüssen erfahren die Bürger leider erst zu spät. Kosten: wegen technischem Fortschritt wird die Gewährleistung gegen Fälschung immer schwieriger und deshalb auch kostenintensiver. Weil die Stückzahl ab nimmt, fallen pro Einheit laufend mehr Kosten an. – Geldfälschung (Manipulation der Geldkontobestände) ist auch im VGR möglich und besonders schwierig zu verfolgen und abzuklären und zu korrigieren (!), wenn die Zahlungsverkehrs-Geldflüsse nicht einmal mehr teilweise über die ZB laufen sollen. VGR erschwert die Kontrolle über Geldwäscherei und Transaktionen, weil die ZB nicht mehr in den Fluss oder Teilfluss eingebunden wird. ENGAGEMENT für Steuergerechtigkeit: ich bin im lokalen OK für gerechtere Steuern http://www.zukunft.sg, kläre auf über die asoziale MWST und die Fehler beim neoliberalen bedingungslosen Grundeinkommen an Stämmen und Referaten. Hier ein Einblick. https://irenevarga.wordpress.com/2013/12/11/6/
      f) Staatschulden wachsen: schön, wenn hier das Zitat von Joseph Huber zur Risikolage überzeugen konnte 
      g) Spargeld bail-in: G1) Anhand welcher Information wollen Sie als Kunde wissen, welcher Bank Sie trauen können? Das Finanzsystem hat dermassen viele Abhängigkeiten, dass die einzige gerechte Variante ist, dass die Infrastruktur mit Hilfe des Staates (Steuern nach Leistungsfähigkeit) am Leben gehalten wird. Die Geldinfrastruktur brauchen alle, also sollen auch alle mittragen.
      h) Spargeld strengere Haltefristen: Heute „sichert“ M0, dass die Bank im normalen Geschäftsverlauf nicht illiquid wird. Im VGR ist diese Transparenz vollkommen geopfert, dabei ist ein Spargeld-Kreditgeld-Loop immer noch möglich. Die Sicherung muss deshalb im VGR von den Kunden selbst geleistet werden. Dies halte ich für asoziale Auslagerung von Serviceleistungen, die eigentlich das Bankensystem erbringen müsste. In der Folge müssen Sparer mehr Kredite aufnehmen, weil sie nicht zu vernünftigen Fristen an ihre Spargelder herankommen. (Kostentreibender Zusatzpunkt zu d!)
      i) Selbstheilung der Geldmengenschrumpfung durch Kreditrückzahlung an GB: für Vollgeldwerber anscheinend ein Schreckszenario, das es zu tilgen gilt. Und keiner der Vollgeldwerber weist darauf hin, dass hier auch Rückverteilungen durch den Staat heilsam wären. Für Decroissancebefürworter ist die verunmöglichte Geldmengenschrumpfung durch Kredittilgungen ein Verlust.
      j) Kreative Buchhaltung: Total faszinierend, wie viele Geschichten man mit derselben volkswirtschaftlichen Leistung erzählen kann: http://www.vollgeld-initiative.ch/fa/img/Texte_Dokumente/2013_11_29_Vollgeld_Bilanzierung_aus_Sicht_der_Zentralbank_-_Thomas_Mayer.pdf

      Angekündigtes Dokument: ich freue mich, wenn es weitere wichtige Denkanstösse und Klärungen wird bringen können.
      Grösste Probleme (PDF Seite 5): herzlichen Dank für die Zustimmung !  …. die grössten Probleme sind eben nicht die Geldschöpfung sondern der Geldfluss und dessen schlechte (asoziale) Lenkung. Die VGR leistet da eher einen Bärendienst.
      Vollgeldwerber: da passiert halt sehr viel „Copy-Paste“ aus den Lehren von Joseph Huber (=„Erfinder“), ohne dass sich die Aktivisten selbst ein Bild machen würden, wo denn wirklich Weichen falsch gestellt sind und welche Optionen wir als Korrekturmassnahmen haben.
      Monetative: Im Ausland ist der Name immer noch Programm. In der Schweiz bei http://www.vollgeld.ch/component/search/?searchword=monetative&searchphrase=all auch noch verwendet. Generell wirkt „Monetative“ natürlich auch, wenn man das Kind nicht beim Namen nennt, so wie wir hauptsächlich von Bundesgericht und Bundesverwaltungsgericht sprechen, und dennoch von der Judikativen beurteilt werden. Gemeint sind mit „Monetative“ dennoch die ZBs.
      Auch Ihnen viel Zeit & Genuss mit allem “unbezahlbar Wertvollen das gratis oder günstig ist 🙂

      • [dritter Versuch, das zu posten]

        A2 = Vermutung.
        siehe Positive Money „Citizen’s Dividend“ (im neuen Buch Sovereign Money Creation)
        oder die mehrfache Phrase „an Bürger“
        Um mich zu überzeugen, müssen Sie die Wortwahl „Geschenk“ begründen.
        Würde man die Giralgeldmenge einfach so durch Vollgeld den Banken „abkaufen“, wäre das in der Tat ein monströses Geschenk. Ich vermute aber – siehe unten – dass Sie schicht die den Aspekt „Geldschöpfung“ übersehen oder unterbewerten. Ich mache hier in der Region regelmässig nicht-repräsentative Umfragen. Sprich: ich unterhalte mich gerne mit den Leuten, über Dinge die mir am Herzen liegen. Bis jetzt war der einzige, der mich mit Kenntnis der Geldschöpfung überraschen konnte, ein Anthroposophe. Und das nur, weil er Faust II gelesen hatte. (Wobei Vollgeld eben nicht vom Teufel kommt, sondern von UNS!) Demokratie, in der etwas so zentrales wie Geldschöpfung von der breiten Masse so misverstanden wird, ist keine.

        b) Meine Vermutung: Weniger Regeln, weil man Geld und Casino strikte trennt.

        c) Grossprojekte sind definitiv nicht der Weg!
        Ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass sie (ähnlich wie Helmut Creutz?) die Relevanz von GELDSCHÖPFUNG unterschätzen.
        Siehe Del Mar 1895 „kein Anschluss unter dieser Nummer“ (meine Worte).
        Oder http://www.banken-in-die-schranken.net/banken die drei Fehler des Multiplikatormodells:
        1) Banken holen sich die Reserven nachher,
        2) man kann sie nicht „zwingen“ Geld zu schöpfen (ausser man schenkt es ihnen, zB. via QE),
        3) die Spitze der Pyramide ist theoretisch offen.
        Ja, die MWSt. ist assozial. Ben Dyson (zu jung?) redet sich den Mund fusselig über Abschaffung von MWSt., und über Vollgeld als ERSATZ für Grossprojekte „high speed rail“. Danke, Frau Varga, im Namen der Freunde von trickle-down economics (Military Keynsianism) für Ihren unermüdlichen Einsatz gegen Vollgeld, für „Sozialgerechtigkeit“.

        D3) siehe Diskussion vollgeldspiegel (Kreditklemme): die Varga Bank!
        Kredite von der ZB sind nach VGR die Ausnahme.
        Sie haben beeindruckendes Detailwissen, aber kennen Sie die Basics?
        Zitat http://vollgeld.de/kritik-und-gegenkritik/
        „Bei unserem Ansatz geht es darum, das hergebrachte staatliche Geldregal, also das Vorrecht, neues Geld in Umlauf zu bringen, wieder herzustellen und dafür die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken zu beenden. Die Zentralbanken werden hierbei aufgestuft zur unabhängig gestellten Vierten Staatsgewalt, eben zur Monetative, der die Ausübung der Geld- und Währungshoheit obliegt.“
        Das ist keine leichte Denkaufgabe für jemand, der im jetzigen System – welches versagte – aufgestiegen ist!
        (Siehe auch Kommentar Christoph Pfluger auf dieser Seite.)

        f) bin nicht überzeugt, und finde das Zitat isoliert dahingestellt sehr gefährlich

        i) bin ich ein Vollgeldwerber?
        Rückverteilungen durch den Staat wären heilsam!
        Steuer eintreiben, Geld horten. Die Elite kann’s; wir auch. Fragen?

        Ja, Mayer geht davon aus, dass es mündige Staatsbürger gibt, und listet Varianten.
        Sie sind gegen alle, weil zwischen den Zeilen (meine Interpretation) steht:
        „Geldschöpfung reparieren, Klassenkampf kann warten!“

        Huber ist für Sie die Hauptquelle? Siehe immr-facts: „Our reforms are based on ideas that date back to 50-75 years ago from economic thinkers including Irving Fisher, Frank Knight, and Frederick Soddy.“

        Ja, die unbezahlbaren Werte. Fast alle Mitmenschen sind nett. Im InterNET fehlt ein t und nvc (non-verbal communication), was heikel ist. Darum betone ich immer wieder, wenn Sie etwas sagen, was ich gut finde. Bin zwar nicht ganz einverstanden, und es hat (wie so Vieles von ihrer Seite!) nichts mit der Vollgeld-Reform zu tun, aber diesen Satz von Ihnen möchte ich trotzdem irgendwo einrahmen und regelmässig wohlwollend betrachten, ganz einfach weil er nicht oft genug gesagt wird: „Es steht nirgends geschrieben, dass der Staat den Banken ihre Gewinne überlassen müsste!“ (Nicht einverstanden weil es neben Lob und Anerkennung einen Anreiz geben muss, sonst können wir es gerne wie die Indianer machen, das Geld abschaffen, und Güter-Reserven von Frauen verwalten lassen, siehe http://vollgeldspiegel.wordpress.com/2014/01/07/kommunismus-sozialismus/)

        Geben Sie’s doch zu: der Hauptgrund, warum Sie gegen Vollgeld sind (und gegen das „Neoliberale“ Grundeinkommen?) ist seine auf den ersten Blick harmlose Auswirkung im Atlas der Umverteilung!
        -mk

  5. Ich finde nicht, dass geschützte ‚Kontokorrentsaldi‘ der einzige Vorteil ist. Es wäre fair zu erwähnen, dass Andere mehr Vorteile sehen. Um nur 2 Beispiele zu nennen: Übereinstimmung mit Bundesverfassung Art. 99, Tilgung der Staatsschulden. Letztere möchten Sie (abgesehen von der umgekehrten Vorhersage) glaub‘ mit besserer Besteuerung lösen.
    Auch diese Initiative würde ich unterstützen!

    Ferner gratuliere ich Ihnen zur Aussage bei http://vollgeldspiegel.wordpress.com/2013/04/20/zypern/comment-page-1/#comment-93 Punkt 4: „Es steht nirgends geschrieben, dass der Staat den Banken ihre Gewinne überlassen müsste !“
    Ich folge ab sofort Ihrem Blog, in der Hoffnung, vielleicht einmal mehr darüber zu lesen. (Kein Witz.)

    Ihr oben verlinktes PDF enthält bemerkenswerte Erkenntnisse aus dem PDF, die Andere übersehen zu haben scheinen:

    Und sei der einzige Vorteil.

    Ich finde es tragisch, dass Sie die Vollgeld-Reform verdammen, weil sie Probleme nicht löst, die zweifelsohne wichtig sind, aber anders angegangen werden müssen. Wenn schon dagegen sein, dann aus angebrachten Gründen. Wo genau behaupten die „Monetären Modernisierer“, „[a]lles werde besser“?

    Der Titel ist gut gewählt, kann aber auch zu Ihrem Nachteil ausgelegt werden.
    „Unwahrheiten, simple Vermutungen und haltlose Prognosen“ (Zitat Vor-Kommentator)

    Lichtblick: Seite 5 des PDFs.
    Nach „Gratis oder Günstig“ wollen Sie vielleicht noch „Externalitäten“ erwähnen,
    siehe himmelstor.wordpress.com/2013/06/08/nicht-mein-problem/
    Da versagt nämlich nicht nur die Atomindustrie – Aufräumkosten werden an die Allgemeinheit/Zukunft delegiert.

    Ich geniesse jetzt gratis und günstig das schöne Wetter, und wünsche Ihnen und all Ihren LeserInnen Schöntag 🙂

    • Hinweis zum obigen Kommentar von mir: da sind einige Zitate aus Frau Vargas PDF verlorengeganen, da ich sie blöderweise in Klammern gepackt hatte, die Programmierer für ‚tags‘ verwenden, welche darum unsichtbar machen.

      Vielleicht ist das aber besser so, denn ich hatte zugegebenermassen die „verrücktesten“ Beispiele herausgepickt. Geben wir einem Menschen eine Chance, der über „vieljährige berufliche Erfahrung bei Design & Bau & Umbau & Fehler-Klärungen von Finanzbuchungssystemen bei Versicherung & Banken“ verfügt!

      Wir hatten in den letzten Tagen einigen Kontakt via vollgeldspiegel-comments.
      Die Ablehnende Haltung von Frau Varga kann m.E. auf zwei Punkte reduziert werden:
      1.) Vollgeld-Reform macht nur Giro- und nicht Anlage-Konti/Sparkonti sicher.
      2.) Vollgeld-Reform ersetzt keine gerechte Steuerpolitik.

      Entgegnung dazu:
      1.) Vergleichen wir die Zinssätze von Giro und Sparkonten!
      1a) Vergleichen wir diese mit der ‚kalten Enteignung‘, der wir heute wie Frau Varga richtig sagt ausgeliefert sind.

      2.) Behauptet auch keiner!

  6. @Christoph Pfluger:
    Buchungstechnisch kann man die Angelegenheit unterschiedlich verschleiern. Joseph Huber und Klaus Karwat waren da zum Glück noch Recht transparent: „zins- und tilgungslose FORDERUNG an den Staatshaushalt“ siehe Klaus Karwat S.10, http://static.squarespace.com/static/515eaee9e4b0daad6e7d3fac/t/51c7f5c1e4b02caa31fe468f/1372059073169/Karwat%20Klaus%20'Vom%20Reservesystem%20zur%20Monetative.%20Darstellung%20in%20Bilanzen'%20Sep%202009.pdf

    Kreative Buchhaltung kommt jedoch bei Thomas Mayer in höchster Meisterschaft zum Tragen: http://www.vollgeld-initiative.ch/fa/img/Texte_Dokumente/2013_11_29_Vollgeld_Bilanzierung_aus_Sicht_der_Zentralbank_-_Thomas_Mayer.pdf
    (Gewinnausschüttung an den Staat, System 7). Freundlicher Weise mit voller Transparenz der Entwicklung von diversen Darstellungsmöglichkeiten. Und auch mit dem wertvollen Hinweis, dass „unbefristet“ keineswegs „unkündbar“ bedeutet.

    Real bleibt aber – egal welche Buchungsform gewählt wurde – das Problem, dass die Geldmenge ab und zu auch schrumpfen muss! – Jemand muss dafür „herhalten“. Heute heilen Geldmengen-Exzesse automatisch bei Rückzahlung der Kredite. Geldmengenschrumpfung ist nötig, wenn z.B. die Prognosen bezüglich Wachstum nicht eintraten oder wenn durch technische Neuerungen die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht wird. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, versprochen ist versprochen, „Seignorage“ soll ein unkündbares „Geschenk“ bleiben, und darum die Geldmenge belassen werden, wie sie gerade ist. Im Effekt aber frisst dann die Inflation das Geld von den Sparern weg. Dies wäre alles andere, als eine sozialgerechte und volkswirtschaftlich sinnvolle Lösung !

    @Christoph Pfluger bezüglich der Prognosen: JA, auch ich kann nicht in die Zukunft blicken, doch steigende Spesen für Bargeld sind in einem System, in dem es auch andere „gesetzliche Zahlungsmittel“ gibt, sind plausibel. Man bedenke, wie sich das ganze für physische Aktien abgespielt hat. Da kann jeder selbst gut raten, wohin die Reise geht.

    @Anonymus: Zins verändert nicht die Geldmenge, Zins sagt nur, wohin Geld fliessen soll (Lokation), wie der Lohnanspruch etc. auch. Zins, Gewinn, Lohn, Honorare, Renditen sind dann ein Problem, wenn
    a) sie unverhältnismässig gross sind bezüglich Leistung
    b) keine Steuern existieren, die zu hohe Leistungsentgelte wieder zurück holen
    Der Jesus-Rappen, der zum gigantischen Gold-Planeten wächst, ist Traum & Ziel der Neoliberalen: Gewinne ohne Leistung in die Hände von wenigen ohne Sozialabgaben, ohne Steuern, ohne Erbschaftssteuern, ohne Kosten, ohne Grenzen etc. – Nicht der Gewinn, sondern der fehlende Kreislauf ist das Problem! Wachstums-“Zwang“ ist das Märchen, hinter dem sich die Gewinnmaximierer gerne verstecken.

    @Anonymus: Das Vollgeldsystem nach Joseph Huber „sichert“ lediglich die Kontokorrent-Guthaben (Sichteinlagen, Transaktionskonti). Nur diese werden aus der Bankbilanz ausgelagert und deshalb so verwaltet, wie wenn alle Kontokorrent-Konti bei einer einzigen Superbank verwaltet wären. Darum braucht es bei Verschiebungen zwischen diesen Konti, keine Hinterlegung mehr von Sicherheiten (= 0 Reservesystem). Wenn kein IT-Fehler passiert, dann kommt es zu keinerlei Reibereien, wenn Geldbeträge zwischen Kunden hin- und her transferiert werden. – Sparguthaben sind heute KEIN Darlehen an die Bank, aber immer dann, wenn ein Kunde vom Kontokorrent zum Sparkonto Geld verschiebt, dann wird für die Bank Reserve frei, die sie vorher für den Kontokorrent-Betrag halten musste. Sie kann nun die grössere Reserve „geniessen“ oder weitere Kredite vergeben. – Im Moment “geniessen“ die Banken extrem hohe Reserven http://www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/balsnb/stats/balsnb (7 Mrd Girokonti der Inlandbanken bei der ZB im 2003 VERSUS 318 Mrd. am 2013.11 ohne dass gleichzeitig die Geldmenge M1 derart explodiert wäre). – Die Situation des ungeschützten Sparkontos ist bestens beschrieben in „Monetäre Modernisierung“ Joseph Huber, 2010, S.105: „Wenn ein einem Vollgeldsystem Geldbesitzer ihre Guthaben von Geldkonten (Kontokorrent ausser Bilanz!) auf Anlagekonten (Sparkonti – Teil der Bankbilanz) übertragen, so tätigen sie damit ein geldflusswirksames Finanzgeschäft, genau wie wenn sie ihr Geld zum Kauf von Wertpapieren ausgeben.“ Und gemäss Joseph Huber „Dieses Risiko kann und soll der Staat den Bürgern und Banken grundsätzlich nicht abnehmen“. – Ich habe da eine ganz andere Meinung. Für die Infrastruktur ist der Staat zuständig und für die Liquiditätsengpässe ebenfalls. Die einseitigen Profite könnte er leicht mittels der passenden Steuerpolitik korrigieren. Reparieren statt wegwerfen wäre auch im Bankenbereich der nachhaltigere Weg! – Viel Spass beim detaillierten und sorgfältigen Studium der Quellenangaben, lieber Herr Pfluger und lieber Anonymus !

    • Warum sollte die Zentralbank durch Kündigung eines Darlehens an den Staat diesen in Bedrängnis bringen?
      Zurückfordern und tilgen schon eher. ..womit auch ihre Frage nach Reduktion der Geldmenge getilgt wäre, pardon: beantwortet.

      Wenn Sie heute Geld an eine Bank überweisen, tragen Sie mehr Risiko als im Vollgeld-System.
      Ausserdem trägt heute die Allgemeinheit immer mit, via Einlagensicherung, und der impliziten Gratis-Police ‚too-big-to-fail‘.

      Zins erhöht die Geldmenge nicht (wer hat das behauptet?) Aber dadurch, dass das Geld nie erschaffen wird, welches der Zins-Forderung entspräche, entsteht ein Wachstums-Zwang.

      Die Vollgeld-Reform wirft nichts weg. Sie können gut Details herauspicken, und das soll man auch tun. Die Geldreformer tragen nicht dünn auf, und man soll sie in jedem ihrer Punkte herausfordern. Was Sie und ich beide möchten ist gute Infrastruktur, ein fliessender Geldkreislauf, und keine Verstecke für die „Gewinnmaximierer“. Ihrer gut gemeinten Idee, der Staat könne die „einseitigen Profite (…) leicht mittels der passenden Steuerpolitik korrigieren“ stimme ich prinzipiell zu, Betonung leider auf „könnte“. -mk

      • @Anonymus: JA, heute herrscht ein grosses Risiko, vor allem weil die Finma beschlossen hat, Spargelder nicht mehr sonderlich zu schützen (bail-in) http://www.finma.ch/d/regulierung/anhoerungen/Documents/fb-biv-finma-d.pdf
        Und die Vollgeld-Werber legen noch eins oben drauf: Banken sollen explizit nicht mehr gerettet werden, denn der Zahlungsverkehr via Kontokorrent sei ja „sicher“ (natürlich nur gegen bail-in – nicht aber gegen Kaufkraftverlust!). Doch was, wenn eine Bank bankrott geht (bail-in der Sparguthaben) und so erhoffte Zahlungen es gar nie bis zu den Kontokorrents schaffen? Für den Betreffenden ist das dann hochgradig schmerzhaft. – Mein TIPP: Der Staat MUSS die Verantwortung für Infrastruktur und Liquiditätspannen wieder wahrnehmen. Bankenrettung ist eben so sinnvoll, wie es die Swissair Rettung gewesen wäre! Es braucht dringend bessere Regulierung und mehr Haftung (auch mit Privatvermögen) und Steuern am richtigen Ort. Dann klappt‘s auch mit dem Geldkreislauf und der Volkswirtschaft.

        URTEILEN: Was ist schlechter, eine Lotterie, bei der jene ihr Geld nicht bekommen, welche Kunden der „falschen“ Bank waren oder von dort direkt oder indirekt hätten Spargelder erhalten müssen und dieser Fluss wegen bankrott ausfällt? ODER eine staatliche Liquiditätsgarantie und Übernahme von Kosten via Steuern streng progressiv nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit? In meinem Weltbild selbstverständlich das letztere, denn ALLE profitieren von gut funktionierender Infrastruktur – besonders die Reichsten. – JA, damit wirtschaftliche Leistungsfähigkeit endlich wieder stimmt, auch daran müssen wir arbeiten.

        Zins erhöht so wenig die Geldmenge wie Ihr Lohn oder Ihr Honorar. Das Geld für die Zinsen ist da, genau so wie das Geld für Ihren Lohn da ist. M0 und M1 Erhöhungen passieren nicht durch Zinsbuchungen sondern durch Kredite oder Ankäufe durch Bank und Zentralbank. Zins sagt nur, wohin das Geld fliessen soll. – Wenn der Schuldner den Zins & die Schuld nicht bezahlen kann, dann kommt es sogar zur Geldmengenschrumpfung (M1) weil die Forderung abgeschrieben werden muss. Wenn ein Unternehmer mit einem Kredit ein so herrliches Unternehmen aufbaut, dass er Kredit & Zinsen rasch tilgen kann, weil aus vielen Taschen viel Geld zu ihm flutet, dann schrumpft die Geldmenge auch, aber der Wert der Volkswirtschaft ist inzwischen gewachsen. Wenn das Unternehmen nur mässig floriert – (oder wenn für Steueroptimierungstricks die Schulden nicht abbezahlt werden) , wird der Unternehmer seine Gewinne mit den Banken teilen müssen.

  7. Der Text enthält leider nicht wenige Unwahrheiten, simple Vermutungen und haltlose Prognosen. Unwahr ist zum Beispiel die Behauptung, die Nationalbank stelle dem Staat unter dem Vollgeld-Regime neu geschaffenes Geld als Kredit zur Verfügung, der wieder zurückbezahlt werden müsse. Eben nicht. Dass das Recht auf Bargeld eingeschränkt werde, ist nicht mehr als eine Vermutung. Und dass sich der Staat nach Ablauf der Umstellungsfrist über teure Bankkredite finanzieren muss. ist eine Prognose ohne jede Grundlage. Für welche Form der Finanzierung sich die Bürger in zwanzig Jahren entscheiden werden, können wir heute schlicht und einfach nicht wissen. Ich würde diesen Text wieder vom Netz nehmen. Er offenbart weitgehende Unkenntnis der Materie.

    • Deinen Kommentar, Christoph, teile ich. Den letzten Satz allerdings nicht. Irene hat sich inhaltlich sehr gut mit dem Vollgeld-System vertraut gemacht, was noch immer unter den Kritikern selten anzutreffen ist. Für das alleine schon verdient sie Lob.

      Wie aber nachfolgend ANONYM aufzeigt, ist Irenes Ablehnung von Vollgeld von Enttäuschung darüber geprägt, dass Vollgeld alleine vermutlich nicht die von ihr herbeigesehnten gesellschaftlichen Veränderungen garantieren kann. Anstatt das Potenzial des Systems Vollgeld zur Korrektur diverser Probleme (wenn auch nicht Irenes Kernanliegen) zu erkennen, lehnt sie es mit der Wut schwerer Enttäuschung in Bausch und Bogen ab. Aus der einstigen Vollgeld-Liebe ist Vollgeld-Hass geworden. Mitten in dieser emotionalen Tragödie wird sie bezüglich der zu erwartenden (selbstverständlich extrem negativen) Auswirkungen von Vollgeld sehr phantasievoll, was mit ihren unbestritten starken analytischen Fähigkeiten erheblich kontrastiert.

      Seither sind jedoch bereits 2 Jahre ins Land gegangen, die Wut hoffentlich etwas verraucht, und sie erkennt nun durchaus die Qualitäten von Vollgeld als ein stabileres Geldsystem, welches natürlich – wie alle von Menschen gemachten Systeme – auch missbraucht werden kann, wenn genügend kriminelle Energie dafür aufgewendet wird. Vollgeld ist diesbezüglich zwar bedeutend sicherer, als das fraktionale Reservesystem, aber absolute Sicherheit gibt es nie und nirgends.

      • Zu Martin:
        Merci für die Lob und Anerkennung meiner Einarbeitung in viele Details rund um Geld und Wirtschaft. Die Analyse, meine Ablehnung sei bloss aus Wut und Enttäuschung, weil das Vollgeld nicht alle aktuellen Probleme lösen könne, ist falsch. Ganz im Gegenteil: Vollgeld kann nicht nur die wichtigsten Probleme nicht lösen, sondern via Vollgeld können noch erheblich schwierigere Verhältnisse geschaffen werden. Darüber bin ich wahrlich und nachhaltig entsetzt.

        Zu Christoph:
        ob man das verteilte Geld nun als „Geschenk“ oder „Kredit“ bezeichnet, spielt letztlich keine Rolle: wenn die Geldmenge schrumpfen soll, dann muss das „Geschenk“ oder der „Kredit“ zurückbezahlt werden. Für eine Decroissance-Befürworterin ist es ganz wesentlich, das Schrumpfung nicht unnötig behindert wird. Heute geht Schrumpfung automatisch: Kredite werden zurückbezahlt, und schon stimmt die Geldmenge. Wenn Kredite steuerlich nicht derart gefördert würden, dann wäre das Geldmengen-Wachstum auch real und langfristig gebremst. – Verlangt die Nationalbank aber vom Staat – resp. den Einwohnern – Geld zurück zum „Verbrennen“, dann bringt das Revolution. Oder der Staat muss sich bei den Privatbanken etc. verschulden. Auch nichts Schönes.

        Bargeld-Abschaffung: der Druck ist heute schon gross genug. Wie steigt der Druck erst richtig an, wenn Gebühren auf die optionale Papierausgabe den Luxus von physischem Bargeld vergällen? Zum Vergleich die Entwicklungen bei den Aktien: Auch dort kann sich fast niemand mehr den Luxus eines physische Wertpapiers leisten – und auch die Option auf Papierausgabe ist am Aussterben. Im neoliberalen Umfeld erfindet man auf alles und jedes Gebühren. Um das zu sehen braucht es nun wirklich nicht viel Fantasie.

        Teure Bankkredite für den Staat: die Entwicklung kann man an einer Hand ablesen. „Umstellungs-Seignorage“ ist ein Freudentaumel von höchstens ein paar Jahren. Danach braucht der Staat aber wieder richtig viel Geld. In einem neoliberalen Umfeld trifft das selbstverständlich z.T. die Schwächsten und den Mittelstand und z.T. wird Geld zusätzlich benötigt. Woher soll das Geld also kommen, wenn nicht aus einem teuren Kredit von Banken, von Superreichen, vom Ausland, vom Vatikan? Woher auch immer: geschenkt oder günstig wird es nicht.

        Vollgeld ist sicher eine prima Sache für die Reichsten – und eine gefährliche Falle für alle anderen.

  8. Im Vollgeld-System sind Ihre Überweisungen sicher, auch wenn einer der involvierten Banken illiquide ist.
    Sparguthaben sind IM HEUTIGEN SYSTEM ein Darlehen. Nach der Reform nicht. Woher kommt Ihre Information?

    Nach einer Vollgeld-Reform können Sie Ihr Bargeld nach Lust und Laune abheben.

    Seigniorage ist ein technischer Fachbegriff, kein feelgood-Wort, um Schulden zu verschleiern, die es übrigens nicht gibt. Die Erst-Inumlaufbringung von Vollgeld ist schuldenfrei. Das ist der Clou, und wie Sie anderswo richtig feststellen auch die Verlockung.

    Ja, Sie haben Recht: Vollgeld löst den „Wachstumswahn“ nicht. Wer behauptet das? Es entschärft lediglich ein Element des Wachstums-ZWANGS, siehe http://vollgeldspiegel.wordpress.com/2010/01/01/mk-contra/

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